Über drei Jahre lang herrscht in der Ukraine nun schon Krieg. Nicht gerade gute Voraussetzungen, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und mitreißende Designs zu schaffen. Doch die ukrainische Modeszene steht dennoch nicht still. Ganz im Gegenteil – wie die Expert:innen im Talk „Fashion trotz Krieg“ im Rahmen der VIENNA FASHION WEEK berichten.
Laut Kateryna Kryvoviaziuk von ADVANTAGE AUSTRIA Kyiv hat sich die ukrainische Modeindustrie unter Kriegsbedingungen neu organisiert. Designer:innen passten ihre Produktionsprozesse an und rücken traditionelle ukrainische Identität stärker in den Mittelpunkt – als Zeichen von Stolz und Widerstandskraft.
Einige Labels entstanden sogar erst nach Kriegsbeginn. TAKAYAK-Gründerin Kateryna Yantukh erklärt, dass Aufschieben keine Option mehr sei. Durch den Wegfall internationaler Märkte kauften viele Ukrainer:innen verstärkt bei heimischen Labels – ein Schub für Nationalstolz und den lokalen Modemarkt. Auch AMBITNA, gegründet von Svitlana Puhach, startete in dieser Zeit und sicherte ihre Produktion durch verteilte Fertigungsstätten sowie Materialien aus Italien und der Ukraine.
Für DAR ANN STUDIO von Dariia Prok war Flexibilität entscheidend: Marktanalyse, Lagerhaltung und Fokus auf Kundenzufriedenheit hielten die Marke lieferfähig. Heute verkauft sie nach Deutschland, in die Ukraine und nach London.
Auch GALAGAN musste sich neu orientieren. Trotz logistischer Schwierigkeiten – auch wenn Postdienste weiter funktionierten – konnte sie ihr Geschäft fortführen. Gleichzeitig beobachtet sie einen Wandel im Konsumverhalten: Immer mehr Ukrainer:innen schätzen und unterstützen heimische Marken. Selbst während des Krieges fand im vergangenen Jahr die erste Ukrainian Fashion Week seit Kriegsbeginn statt – ein starkes Symbol für Resilienz. Die Veranstaltung setzte auf hohe Standards und betonte Inklusion, indem auch Menschen willkommen waren, die physisch unter dem Krieg gelitten hat.
